Finanzielle Freiheit

Grundwissen: Weshalb du deine Finanzen selbst im Griff haben solltest und die bittere Lektion der Vergangenheit

Hallo Hamsterrad-Experte,

heute möchte ich die Gelegenheit nutzen, um den Blog um einen wichtigen Teil zu erweitern, nämlich um ein Puzzleteil des Grundwissens, was meiner Meinung nach jeder einmal gehört haben sollte. Ob Du daraus persönlich Konsequenzen ziehst, ist natürlich Dein Bier (oder Wahlweise Prosecco!).

Im wesentlichen geht es mir um zwei Hauptpunkte heute:

  1. Eine Gegenüberstellung, was aus 1.000 € geworden wäre, wenn wir es zu verschiedenen Renditen angelegt hätten. Hierzu habe ich einmal alte Zahlen des DAX gehamstert und andere Beiträge geforstet. Man ließt immer, dass der Dax zwischen 6% (z.B. 1960 bis 2015 hatte er eine Rendite von durchschnittlich 5,6%) und 10% p.a. (z.B. 1980 bis 2015 eine Rendite von durchschnittlich 9,2%) dazu gewonnen hat. Man sieht also der Zeitbereich, den man für seine Betrachtung nimmt ist hier entscheidend. Doch was bedeutet dies über einen Zeitbereich von z.B. 10 Jahren oder 30 Jahren? Ich zeigs Dir:
[Eigene Darstellung]
[Eigene Darstellung]

Sicher keine Raketenwissenschaft, aber was ich Dir hier aufzeigen möchte ich, dass aus 1.000 € abhängig von der Rendite, die Du erreichen kannst, natürlich verschiedene Ergebnisse folgen. Häufig hört man solche Pauschal-aussagen wie “1% rauf oder runter, das macht den Braten nicht fett!”

Weshalb das grober Unfug ist sieht man in diesem Diagramm. Aus 1.000 €, bei einer Rendite von 6% p.a. (rote Kurve) nach z.B. 10 Jahren, ist ein Betrag von gut 1.791 € geworden. Nach 20 Jahren wurden daraus 3.207 € und nach 30 Jahren sogar 5.743€.

Jetzt nehmen wir zum Vergleich einmal eine Rendite von 7% p.a. Hier wird nach 10 Jahren daraus ein Betrag von 1.967 €, nach 20 Jahren 3.87 0€ und nach 30 Jahren 7.612 €. Ja okay – wir sind bei beiden Varianten nicht wirklich reich geworden, aber weshalb der Unterschied eklatant ist, möchte ich hier einmal kurz erklären.

Wir haben bei Variante 1 aus 1.000 € nach 30 Jahren 5.743 € – also einen Gewinn von   4.743 € (5.743 € – 1.000 €) gemacht. Bei der 2. Variante wurden aus 1.000 € 7.612 €, beziehungsweise ein Gewinn von 6.612 € (7.612 € – 1.000 €). Jetzt setzen wir diese beiden Zahlen einmal ins Verhältnis (4.743 € / 7.612 €), das entspricht ungefähr 0,62 oder 62%. Was bedeutet das nun? Wenn Du statt 7% jetzt nur 6% Rendite erreichst, dann verlierst Du von jedem 1 €, den Du bei 7% in der Tasche gehabt hättest, ganze 38 Cent. Du hast also statt 1 € nur 62 Cent verdient. So wird aus einem kleinen Unterschied ein großer Effekt!

Gerade bei der Altersvorsorge ist das ein unvorstellbarer Effekt. Nehmen wir das Beispiel Rente: Was möchtest Du denn lieber haben? Eine Rente von 2.000 € pro Monat oder eine Rente von 1.240 € pro Monat (2.000 € x 62%)? Ich denke die Antwort fällt Dir leicht. Wenn man die anderen Varianten mit einer Rendite von 8% oder 10% ansieht, dann kann man erkennen, dass der Unterschied immer extremer wird, je höher man in der Rendite kommt (die Linien wandern immer weiter auseinander). Deswegen hat Albert Einstein höchst persönlich diesen Effekt (den Zinseszins-Effekt) als das 8. Weltwunder und die stärkste Kraft im Universum bezeichnet. Langfristig ist dieser Effekt so unglaublich stark, dass er die ganze Situation grundlegend verändern kann. Man denke dabei an die Legende mit dem Schachbrett und dem Reiskorn (einfach mal googeln).

Bevor es nun zu sehr in die Theorie geht möchte ich Dir noch eine Information geben, weshalb ich diesen Vergleich hier anstelle. Man hört diesen Satz immer wieder, wenn man sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigt: “Über 90% der Investment-Fonds schneiden schlechter als der Markt ab”. Wenn Du Dir also bei der Bank einen tollen Fond andrehen lässt, dann ist es äußerst wahrscheinlich, dass sie Dir einen schönen Deka-Fond verkauft haben, der einen oder mehrere Prozentpunkte schlechter abschneidet als der Markt an sich. Was das langfristig bedeutet weißt Du ja jetzt.

Zwischenfazit #1:

Wenn Du einen Fond kaufst, der Dir bei Deiner Bank empfohlen wird, dann verlierst Du langfristig eine Menge Geld. Sicher ist diese Anlageform besser als Dein Tagesgeldkonto, aber ich würde diese Art der Anlage als bescheiden bezeichnen.

Jeder Prozentpunkt zählt und kann einen großen Unterschied machen, wenn Du langfristig unterwegs bist. Wenn Dir also wieder einmal jemand erzählt, dass ein Prozentpunkt keinen großen Unterschied macht, dann weißt spätestens ab jetzt, dass dieser Mensch nur Dinge nachplappert, die er nicht versteht oder noch schlimmer, Dir etwas verkaufen will .

Jetzt zu meinem nächsten Punkt:

2. Okay die klassischen, aktiv gemanagten Fonds sind nicht die optimale Anlage für Deine Altersvorsorge, aber immer noch besser wie keine Anlage! Das stimmt vermutlich, dennoch habe ich bei Punkt 1 einen kleinen aber wichtigen Punkt absichtlich nicht erwähnt: Fonds berechnen Dir jährlich eine Gebühr, damit die schlauen Manager auch gut “performen” können. Ich habe einmal eine Statistik gesehen, in der nachgewiesen wurde, dass die jährlichen Gebühren über 70% Deines gesamten Gewinns auffressen. Zugegeben kommt mir etwas hoch vor, deswegen habe ich es für mich einmal nachgerechnet. Ich habe hierzu einmal eine jährliche Gebühr von 1,25% angesetzt, hier das Ergebnis für Dich:

Performancevergleich
[Eigene Darstellung]

Wie zu erkennen ist, habe ich wieder die 6% Rendite aus dem 1. Beispiel (rote Kurve) reingezeichnet. Die 2. Kurve (blau) ist das was davon übrig bleibt, wenn man jedes Jahr einmal 1,25% Gebühr zahlen muss. Machen wir also wieder den Vergleich:

Aus 1.000 € sind, bei einer Rendite von 6% p.a. (rote Kurve) nach 30 Jahren, wieder 5.743 €, also ein Gewinn von 4.743 € geworden. Jetzt wissen wir ja, dass unser Fond in der Regel schlechter abschneidet als der Markt. Ich habe aber trotzdem zum Spaß hier so gerechnet, als wenn der Fond genauso abschneidet wie der Markt (ein echter Spitzenfond also!). Hier kommt als Ergebnis heraus, dass wir nach 30 Jahren einen Betrag von 3.957€, also einen Gewinn von 2.957 € verdient haben. Klingt ja erstmal ganz gut, doch was sagt die Mathematik dazu, Zahlen lügen ja bekanntlich nicht.

Wieder setzen wir diese Zahlen ins Verhältnis (2.957 € / 4.743 € = 0,62 oder anders ausgedrückt wieder 62%, ist übrigens reiner Zufall). Das bedeutet vereinfacht erklärt, dass von jedem 1 € Gewinn, der Dir zustehen würde weil Du Dein Geld in “risikoreiche” Aktien angelegt hast, noch 62 Cent für Dich übrig bleiben, den Rest bekommt die Bank und die Fondgesellschaft. Dabei habe ich sogar vernachlässigt, dass Du für den Abschluss dieser Fondverträge in der Regel ein überteuertes Depot eröffnen musst und ggf. noch weitere Gebühren beim Kauf und Verkauf dieser Fonds bezahlen darfst.

Zwischenfazit #2:

Wenn Du einen Fond Deiner Bank kaufst, dann fressen die Gebühren von jedem 1 €, den Du Gewinn machst fast 40 Cent auf. Den Rest darfst Du, wenn Du Glück hast behalten, allerdings nimmt das Finanzamt Dir beim Verkauf, auch noch einmal rund ein Viertel davon weg. Trotzdem ist dies immer noch besser als Nichts mit seinem Geld zu tun. Ich persönlich will diese Verträge aus Prinzip nicht abschließen, da ich es ehrlich gesagt eine bodenlose Frechheit finde, wie die Kunden hier um ihr Geld gebracht werden. Die Banken geben Ihren Kunden in der Regel auch keine andere Alternative, beispielsweise kann man bei den meisten Sparkassen nur diese überteuerten Fonds abschließen und keinen günstigeren und sich dazu auch noch besser entwickelnden passiven Fond (ETF). ETF bilden den Markt passiv nach und müssen nicht aktiv gemanagt werden. Warum verkauft Dir das niemand? Na weil die ganzen Banker und Manager daran nichts mehr verdienen, sondern Du daran am meisten verdienst, aber außer Dir will das schließlich niemand! Es ist wichtig das zu akzeptieren.

Gesamtfazit:

Die Banken wollen Dir “Produkte” (alleine dieses Wort stört mich ehrlich gesagt schon) verkaufen, die langfristig schlechter abschneiden als der Markt (hier verlierst Du auf 30 Jahre betrachtet, wenn Dein Fond auch nur einen Prozentpunkt schlechter abschneidet als der Markt, schon einmal gut und gerne 38% Deines Geldes. Meistens ist es sogar noch mehr, weil die typischen Fonds der Sparkassen unglaublich schlecht performen. Kannst Dir ja einmal Übersichten dazu anschauen).

Danach fressen Dir die Gebühren von dem übrig gebliebenen Rest dann auch noch einmal 38% weg (es war Zufall, dass die Zahlen gleich groß sind, je nach Fond-Gebühren kann es mehr oder weniger sein).

Danach bleibt nach Abzug der Steuern für dich nicht mehr viel übrig. Klar – das ist immer noch besser wie sein Geld auf dem Konto liegen zu lassen, aber mich persönlich macht das beinahe schon wütend (vielleicht hat man es an der ein oder anderen Stelle im Text gemerkt?), dass hier auf dem Rücken der Leute Kasse gemacht wird. Ich behaupte in der Realität ist der Anleger an sich, die Partei, die bei diesen Verträgen den kleinsten Anteil am Gewinn verdient. Und da niemand etwas dagegen unternimmt, unterstelle ich hier eine Absicht der anderen Institutionen inkl. Staat.

Was kannst Du nun dagegen tun? Naja wenn Du diesen Artikel gelesen hast, dann bist Du vermutlich schon einmal deutlich weiter, wie 80% der Gesellschaft. Du weißt, dass an den schönen Fonds hauptsächlich andere Leute verdienen und es wird weiterhin viel davon verkauft, weil die meisten Menschen nicht verstehen, dass es bei langfristigen Anlagen am Aktienmarkt (wenn man es nicht komplett falsch macht) eigentlich kein großes Risiko gibt. Krisen kommen und gehen. Es gab Kriege, Finanzkrisen, Hungersnöte und alles mögliche in der Vergangenheit und trotzdem gab es und wird es im Kapitalismus immer Unternehmen geben, die den Menschen die Produkte herstellen, die sie benötigen. Deshalb braucht man keine Fonds zu kaufen, die durch “Diversifikation” in Anlageklassen mit scheinbar niedrigem Risiko, nur dazu führen, dass man seine Rendite verschlechtert um sich dafür eine Sicherheit zu kaufen, die es nie zu 100% gibt und langfristig gar nicht benötigt wird.

Lass Dir Dein Geld nicht wegnehmen und lass es nicht auf Deinem Konto durch Inflation langsam im Nichts verschwinden, sondern nimm Deine Finanzen in die Hand. Geld ist nicht Alles im Leben, aber ohne Geld ist Alles nichts (oder so ähnlich). Wie Robert Kiyosaki
in seinem Buch hierzu richtig geschrieben hat: “Die meisten Probleme der Mittelschicht treten nicht auf, wenn man seine Finanzen im Griff hat”. Fang an und kümmere Dich um Dein Geld! Es ist heute so einfach und zeit-effizient sich zu informieren, schau statt einem Youtube-Katzenvideo einfach ein Video, indem Dir jemand erklärt was bei ETFs (das sind die Passiven Fonds) zu beachten ist, lies statt dem neuesten Buch von Ken Follett doch einfach ein tolles Buch zum Thema Geld oder hör Dir auf dem Weg zur Arbeit einen Podcast zu dem Thema an. Es gibt so viele Möglichkeiten und das einzige, was Dir im Weg steht bist Du. So kannst Du Dich nebenbei auf einem Gebiet weiterbilden, dass Dir (meiner Meinung nach) mit Absicht nicht beigebracht wird, Du sollst ja schließlich konsumieren und die Wirtschaft ankurbeln.

Soviel erstmal dazu. Wollte diesen Artikel eigentlich kürzer halten, aber jetzt ist es nun einmal etwas länger geworden, weil ich an der ein oder anderen Stelle noch meinen Senf abgeben wollte :). Für mich steht finanzielles Wissen für Freiheit und Unabhängigkeit und das sind für mich sehr hohe Güter!

Jeder hat mal klein angefangen. Bleib am Ball!

Gruß dein Hamster

Hamsterrad

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